Depression: Wenn die Psyche Hilfe braucht
Um Beschäftigte mit Depressionen zu unterstützen, können Betriebe gezielte Angebote etablieren. Ebenso wichtig ist Wissensvermittlung zur Erkrankung, um Vorurteile abzubauen.
»Grundsätzlich wurde in den letzten Jahren viel dafür getan, um aufzuklären und die Erkrankung zu enttabuisieren«, sagt Prof. Dirk Windemuth, Psychologe und Leiter des Instituts für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG). »Manche Vorurteile halten sich aber hartnäckig, die Krankheit wird etwa als schlechte Phase abgetan.« Teilweise wird das Thema Depression in Betrieben auch einfach ausgeklammert.
Dabei wären Wissensvermittlung und gezielte Unterstützung mehr als angebracht, denn: »Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen«, heißt es auf der Internetseite des Bundesministeriums für Gesundheit.
Mögliche Maßnahmen und Hilfsangebote durch Arbeitgeber:
- »Mental Health First Aid« (MHFA)-Ersthelfende ausbilden: Die Initiative bildet Beschäftigte zu Ersthelfenden bei psychischen Problemen aus; Teilnehmende lernen, Symptome zu erkennen und andere Beschäftigte kompetent anzusprechen.
- Führungskräfte/Verantwortliche schulen: Entweder zu MHFA-Ersthelfenden oder mithilfe anderer Workshops, die Grundwissen vermitteln und Vorurteile abbauen.
- Employee Assistance Program (EAP) etablieren: Externe, vertrauliche Mitarbeitendenberatung; wichtig: keine Therapie, sondern erste, meist telefonische Anlaufstelle, etwa bei beginnenden Symptomen einer Depression.
- Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) stärken: Instrument, um Beschäftigte nach mindestens sechswöchiger Erkrankung wieder in den Berufsalltag zu integrieren und unterstützende Maßnahmen einzuleiten, zum Beispiel eine Umgestaltung der Arbeitsaufgaben.
Doch wie können Betroffene selbst mit ihrer Erkrankung im Betrieb umgehen? Oft leiden sie nicht nur unter den Symptomen der Depression, sondern auch unter der Angst vor möglichen negativen Reaktionen. »Mit anderen zu reden ist grundsätzlich immer besser als zu schweigen, auch am Arbeitsplatz«, sagt Windemuth. »Dafür braucht es aber eine Vertrauenskultur.« Betroffene müssen das Gefühl haben, auf offene Ohren und Akzeptanz zu stoßen.
Bestenfalls wurden psychische Erkrankungen im Betrieb schon mal thematisiert. Gedrängt werden sollte aber niemand, über seine Erkrankung zu sprechen. Windemuth betont außerdem: »Von depressiven Beschäftigten kann nicht verlangt werden, selbst vorzupreschen, Workshops anzuregen oder andere über das Thema aufzuklären. Dafür sind Arbeitgebende oder Führungskräfte verantwortlich.« Quelle: Arbeit & Gesundheit (geändert, gekürzt)
Im verlinkten Artikel finden Sie weitergehende Informationen, unter anderem eine Liste mit Symptomen, die bei psychischer Beeinträchtigungen typischerweise vorkommen, und auch einen Link zum Leitfaden der DGUV im Umgang mit psychisch beeinträchtigten Beschäftigten.