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11.08.2017

Hintergrundinformationen zum neuen StrlSchG - Radon

Hintergrundinformationen zum neuen StrlSchG - Radon
Bild: BGETEM, FG Strahlenschutz
Eine wesentliche Neuerung im StrlSchG (gültig ab 1.1.2019) stellen die Referenzwerte für Radonbelastung in Aufenthaltsräumen und am Arbeitsplatz dar und die Verpflichtung, die Radonexposition anhand einer Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Doch was ist Radon und warum wird dieser Aspekt gesetzlich geregelt?


Stoffbeschreibung
Radon ist ein natürlich vorkommendes, radioaktives Gas. Es ist farblos, geruchlos und wenig reaktiv, das heißt es geht mit anderen Stoffen keine Verbindungen ein.

Radon entsteht über Radium als Zwischenprodukt der Uran U238-Zerfallsreihe. Mit einer Halbwertszeit von 3,8 Tagen zerfällt es weiter unter Aussendung eines Heliumkerns (α-Strahlung). Nacheinander entstehen die kurzlebigen und ebenfalls radioaktiven Tochterisotope Polonium, Blei und Wismut. Am Ende der Zerfallsreihe steht das stabile Blei 206Pb.


Gesundheitliche Risiken
Ein häufiges Auftreten von Lungenerkrankungen bei Bergarbeitern ist schon seit mehreren hundert Jahren bekannt. Die sogenannte Schneeberger Lungenkrankheit, benannt nach dem Bergrevier Schneeberg im Erzgebirge, wurde 1879 als Bronchialkarzinom identifiziert. Später in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts erkannte man die Strahlenbelastung durch das natürliche, radioaktive Edelgas Radon als Ursache für diese Krebserkrankung.

Nach epidemiologischen Studien weiß man, dass Radon und seine Zerfallsprodukte in Innenräumen nach dem Rauchen das größte Risiko für Lungenkrebserkrankungen darstellen. Es wird vermutet, dass in den alten Bundesländern 4-12 % aller Lungenkrebstodesfälle durch Radon bedingt sind.

Während eingeatmetes Radon selbst nicht im Atemtrakt verbleibt, sondern wieder ausgeatmet wird, setzen sich seine Zerfallsprodukte (Polonium 214Po und 218Po) in den Bronchen und den Lungenbläschen ab. Dort setzt sich der radioaktive Zerfall der Zwischenprodukte fort und die emittierte α- und β-Strahlung kann das Gewebe schädigen. Die dabei auftretende Veränderung der Zellen und der Erbinformation kann dann Krebserkrankungen der Lunge zur Folge haben.


Vorkommen von Radon
Das Auftreten von Radon auf der Erde ist an seine Mutterisotope Uran und Radium gebunden. Hohe Konzentrationen im Untergrund wurden in Gegenden mit Graniten und sauren vulkanischen Gesteinen gemessen, die aufgrund geologischer Prozesse vergleichsweise hohe Uran- und Radiumgehalte führen. In Deutschland treten aufgrund dieser geologischen Verhältnisse hohe Radonkonzentrationen zum Beispiel im Bayerischen Wald, der Oberpfalz, dem Fichtelgebirge, dem Erzgebirge, dem Thüringer Wald und Teilen des Schwarzwaldes auf.

Auch Gebiete in denen Sande oder Gerölle aus abgetragenen Granitgebieten abgelagert wurden (zum Beispiel die jungen eiszeitlichen Sedimente in Norddeutschland) liefern höhere Radongehalte.


Radonkarte Deutschland
Um das Radon-Gefährdungspotential für Deutschland zu ermitteln, wurden die Radonkonzentrationen in der Bodenluft in 1 m Tiefe im Rahmen einer bundeweiten Untersuchung gemessen. Auf Grundlage dieser Messungen und der geologische Karte Deutschlands im Maßstab 1:1.000.000 wurde die Radonkarte Deutschland berechnet.

Die Karte gibt Hinweise darauf, in welchen Regionen mit erhöhten Radonkonzentrationen in der Raumluft zu rechnen ist. In Gebieten, für die nur Radonkonzentrationen in der Bodenluft von weniger als 20 Kilobecquerel pro Kubikmeter prognostiziert wurden, sind erhöhte Radonkonzentrationen in der Raumluft in weniger als einem Prozent der Gebäude zu erwarten. Die Karte ist allerdings nicht ausreichend, um Aussagen über kleinräumige Gebiete oder Prognosen über die Belastung von Einzelhäusern abzugeben.


Radon in Gebäuden und im Wasser
Radon kann, ohne dass es mit anderen Stoffen eine Verbindung eingeht, über Spalten, Klüfte oder durchlässige Böden nach oben steigen und in die Atmosphäre austreten. Problematischer ist es, wenn das Radon nicht frei entweichen kann, sondern durch Risse, Fugen, Rohrdurchführungen der Bodenplatte in ein Gebäude eindringt und sich dort anreichert.

Eine weitere Quelle für Radongehalte in der Innenraumluft können auch Baumaterialien sein, aus denen Radon entweicht. Beispiele hierfür sind Bims und Alaunschiefer, der häufig in Schweden verwendet wurde. In Deutschland haben Baustoffe allerdings eine untergeordnete Bedeutung.

Die Anreicherung von Radon in der Innenraumluft hängt von den Lüftungsgewohnheiten und der natürlichen Belüftung des Gebäudes ab. Daneben ergaben Raumluftmessungen jahreszeitliche und tageszeitliche Schwankungen der Radonkonzentration.

Radon löst sich zu einem gewissen Teil im Grundwasser und führt zu einer Belastung des Trinkwassers, die in Grundwasserfassungen in Graniten oder anderen kristallinen Gesteinen sehr hohe Werte annehmen kann. Für die Höhe der Belastung des Trinkwassers gibt es in Europa strenge Grenzwerte. In Deutschland sind diese in der TrinkwV festgeschrieben.


Analyse
In der Regel wird Radon in der Luft nicht durch chemische Analysen bestimmt, sondern über dessen radioaktiven Zerfall bzw. die dabei emittierte Strahlung. Der Messwert wird in Becquerel (Bq) angegeben, wobei ein Becquerel einem Zerfallsakt pro Sekunde entspricht.

Wenn der Mensch mit Radon in Kontakt kommt, ist noch ein weiterer Faktor wichtig: die Zeit. Diese sogenannte Exposition des Menschen wird als Produkt der Radonkonzentration (Bq/m³) und der Zeit in Stunden (h), die der Mensch dem Radon ausgesetzt ist, angegeben. Die Einheit ist Bq∙h/m³.

Gemessen wird Radon entweder mit direkt anzeigenden Geräten oder mit Dosimetern. In den Dosimetern wird das Radon auf Aktivkohle adsorbiert und anschließend gemessen.

Beitrag von Dieter Hubich

Mehr Informationen (unter anderen):

» Bundesamt für Strahlenschutz (BfA) »Radon«
» Radonkarte Deutschland
» BfA-Broschüre »Radon – ein kaum wahrgenommenes Risiko«
» IFA-Report Innenraumarbeitsplätze Kapitel 11 »Ionisierende Strahlung (Radon)«